Vom Spieler zum Spielleiter: Meine Reise mit D&D

Worum geht es hier?

Ich bin Spielleiter mit Herzblut. Ich nehme dich mit auf diese Reise hinter den Spielleiter schirm. Ich zeige dir, wie ich zum Spielleiter geworden bin. Und gehe auf meine Verbindung zum Beruf ein.

Wie bin ich zum Pen&Paper-Rollenspiel gekommen?

Bevor ich selber mit Pen&Paper-Rollenspiel angefangen habe, kann ich dieses tolle Hobby lediglich indirekt durch Computerspiele. Mein erstes Rollenspiel am Computer war Neverwinter Nights. Dieses Spiel basiert, soweit ich weiß, auf den Regeln der dritten Edition Dungeons and Dragons. Ich habe dieses Spiel geliebt. Die Geschichte, die Charaktere, die Welt fand ich einfach toll. Danach habe ich immer wieder andere Rollenspiele am Computer gespielt. Corona hat mich dann zum Pen&Paper gebracht. Wie es wohl vielen von uns ging, war auch ich viele Wochen zu Hause. Und irgendetwas musste ich ja in der Zeit machen. Also habe ich im Internet nach Pen&Paper-Rollenspiel in Hamburg gesucht und bin auf den Verein SDNV in Hamburg gestoßen. Ein Verein nur für das Rollenspiel. Und sie hatten sich im Internet soweit organisiert und dort Spielrunden angeboten. Also habe ich meine ersten Versuche gewagt. Es war das System FATE und es ging um Star Wars. Mit ersterem konnte ich zu dem Zeitpunkt gar nichts anfangen aber Star Wars… count me in. Wir spielten online und ich lernte, was Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich bedeutet. Irgendwann waren aber unsere Abenteuer als Eingreiftruppe der Rebellion zu Ende. Und ich hatte keine Runde mehr zum Mitspielen. Es dauerte ein wenig, als jemand Fluch des Strahd angeboten hat. Endlich… Dungeons and Dragons und wir wollten persönlich zusammenspielen. Super. Also Regelbücher gekauft, Charakter gebaut und ab ging es in das düstere Abenteuer rund um Strahd. Aber wie der Fluch des Strahd, lag auf dieser Runde auch ein Fluch. Leider löste sich die Gruppe dann nach einigen Sessions aus diversen Gründen auf.

Wie bin ich zum Spielleiter geworden?

Und hier war ich dann angelangt. Ich wollte weiter Rollenspiele spielen. Aber irgendwie ergab sich keine Runde als Mitspieler. Also habe ich für mich die Entscheidung getroffen: ich leite einfach selber. Denn wenn ich eins bereits wusste: Spielleiter gibt es nie genug… Angenfangen habe ich dann mit dem ersten Abenteuer aus dem Buch “Candlekeep Mysteries”. Ich war so stark aufgeregt… was mache ich, wenn die Spieler unerwartete Entscheidungen treffen? Wie improvisiere ich? Wie schaffe ich es dennoch die Geschichte wie im Buch zu spielen? Was mache ich bei Regelfragen, wenn ich selber es nicht weiß? Du kannst dir nicht vorstellen, wie stark ich den Druck zu Beginn empfunden habe. Aber irgendwie hat es geklappt. Das Abenteuer ist ideal für einen Einstieg. Die Gruppe wird gleich zu Beginn an einen Ort gebracht, von dem sie nicht entfliehen kann (bzw… es gilt herauszufinden, wie man wieder weg kann). Es ist quasi eine Minisandbox. Aber dennoch mit sehr stark definiertem Rahmen. Alles hat geklappt und aus dem Oneshot wurde dann quasi eine erste Kampagne. Wir haben aus dem Buch weitere Abenteuer gespielt und irgendwie hat es sich nach einer ersten Kampagne angefühlt. Mir hat das Leiten von Anfang an so viel Spaß gemacht, dass ich sehr früh dann ein Abenteuer für eine zweite Gruppe angeboten habe. Zwei aufeinander aufbauende Dungeon Crawls. Und danach ging es dann in die erste richtige Kampagne “Stormkings Thunder”. Zwei Jahre haben wir diese Kampagne gespielt und ich mir das weitere Handwerkszeug zum Leiten angeeignet. Natürlich gab es Sessions, da hatte ich mal weniger Lust. Und ich war auch froh, dass wir dann irgendwann das Ende erreicht haben. Aber ich war auch Stolz. Die erste D&D-Kampagne bis zu Ende geleitet und erfolgreich abgeschlossen.

Warum leite ich lieber?

Mittlerweile habe ich bemerkt, dass ich lieber leite als selber spiele. Obwohl ich als Spielleiter sehr viel Zeit für die Vorbereitung investiere, macht mir genau das Spaß. Ich plane die nächsten Sessions, entwickle die Geschichte weiter, reagiere auf die Einfälle meiner Spieler und versuche das dann wieder mit der Geschichte zu vereinen. Ich versuche meinen Spielern immer Optionen zu geben und dennoch einen Rahmen vorzugeben, damit wir die Geschichte verfolgen. Aber ich liebe es auch, wenn die Spieler manchmal total schräge Einfälle haben und mich dann überraschen. Mir gibt Rollenspiel sehr viel zurück. Es ist für mich eine ideale Auszeit vom Alltag. Und gerade Leiten macht mir besonders viel Spaß. Denn hier kann ich auch meine anderen Interessen ausleben.

Welche Parallelen gibt es zu meinem Beruf?

Ich bin Produktowner. Was das genau ist, werde ich bestimmt irgendwann mal in diesem Blog beschreiben. Aber kurz gesagt, ich muss täglich diverse Themen organisieren und mit Menschen zusammen Ziele definieren und dann dafür sorgen, dass diese erreicht werden. Und jetzt schau dir Rollenspiel an… ich treffe mich mit einer Gruppe von Menschen, um ein Ziel zu erreichen. Du siehst die Parallele? Für mich ist es vergleichbar mit meinem Beruf. Ob man es nun Session oder Meeting nennt. Auf beides muss ich mich vorbereiten. Es gibt ein Ziel, dass erreicht werden soll. Aber der Weg dahin ist noch nicht klar. Das muss dann die Gruppe (oder eben die Entwickler) selber definieren und finden. Ich glaube, dass durch das Rollenspiel meine Fähigkeiten im Beruf ein Meeting zu moderieren besser geworden sind. Ich gebe nur noch die Probleme und den Rahmen vor und lasse dann das Team selber den Weg zur Lösung finden. Ich greife dann nur noch ein, wenn wir uns vom Weg zu sehr entfernen und das Ziel aus den Augen verlieren. Ich plane natürlich im Voraus und behalte das große ganze im Auge. Und das trifft sowohl auf das Leiten einer Kampagne wie auch die Umsetzung einer Anforderung oder gar eines Projekts zu (Eine Kampagne ist eigentlich ein Projekt). Du siehst, irgendwie mache ich in meiner Freizeit etwas sehr ähnliches wie im Berufsleben. Die Begriffe sind nur anders und ich hole kein Kanban-Board raus. Aber ob nun eine Quest oder eine Entwicklungsaufgabe besprochen wird… Ein Abenteuer ist es immer.

Was kommt als nächstes?

Ja… ich habe angefangen “Fluch es Strahd” zu leiten. Egal, wohin ich schaue, es zählt zu den beliebtesten und wohl besten Dungeons & Dragons-Kampagnen. Die erste Session liegt bereits hinter uns. Und ich bin gespannt, wie dieses Projekt… ähm diese Kampagne dann weiter fortschreitet.

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