Ich muss meinen Führerschein tauschen
Diejenigen, die einen Führerschein haben, trifft es früher oder später. Wir dürfen den Führerschein austauschen. Ich habe mich jetzt darum gekümmert. Wobei… ich habe nur den ersten Schritt erledigt. Und das lässt mich schon wieder an der Digitalisierung von Behörden zweifeln.
Wer ist zuständig?
Erst einmal musste ich herausfinden, welche Führerscheinstelle eigentlich für mich zuständig ist. Ich wohne nicht mehr in dem Ort, in dem ich ursprünglich in jungen Jahren die Fahrerlaubnis erworben habe. Ein Blick auf die Homepage der “Fahrerlaubnisbehörde des Kreises Stormarn” hat mich in meiner Meinung bestätigt, die sind wohl zuständig. Immerhin steht es so auf der Homepage. Also schicke ich dort wohl alles hin.
Was muss ich eigentlich alles einreichen?
Eine gute Behörde liebt Papier. Die Homepage begrüßt einen förmlich mit einem PDF-Formular, welches man ausfüllen muss. Aber Obacht… hier ist schon die erste Falle… Die Fahrerlaubnisbehörde spricht vom Umtausch des alten Papierführerscheins in den “neuen” Kartenführerschein (den es nun auch schon seit 1999 gibt…). Das PDF, welches mir hier als Bürger angeboten wird, bezieht sich auf diesen Führerschein. Und dann noch gleich ein zweites PDF… für die Beantragung einer Übersendung eines Karteikartenabschnitts…. Karteikartenwas???? Ich ahne schon schlimmes. Die Personen, die noch einen Führerschein aus Papier haben, dürfen wohl bei der ursprünglichen Behörde (siehe oben… da wo man gewohnt hat, als man sich mit Fahrstunden und missgelaunten Prüfern abgequält hat) einen Antrag stellen, dass jemand aus einem verstaubten Holzkasten eine Karteikarte raussucht. Auf der steht dann hochoffiziell (also mit Stempel), dass man in dem Ort zu einer Zeit vor vielen Jahren eine Fahrerlaubnis erworben hat. Davon wird dann eine Abschrift (Fotokopie???) gemacht und an die zuständige Behörde (also in dem Kreis, in dem man wohnt) schickt…. uff… zumindest stelle ich mir das so vor. Aber das Gute… ich habe ja bereits einen EU-Führerschein. Mich betrifft das nicht. Die Suche geht weiter auf der Homepage. Denn auch, wenn vom Umtausch des unbefristeten EU-Führerschein in den neuen, befristeten gesprochen wird, ein passendes Antragsformular findet man nicht auf Anhieb. Ich suche also… und suche und finde dann etwas versteckt sehr viele weitere Formulare. Auch das gewünschte für den Austausch der Plastikkarte, die mich berechtigt ein KFZ zu fahren. Spannend…. Ich habe also ein PDF… immerhin kann ich es am Computer ausfüllen. Aber elektronisch übermitteln? Nein… bitte den Antrag per Post (das ist die Behörde mit den Posthörnern und Kutschen…) einreichen. Inklusive einem biometrischen Foto, einer Kopie des Ausweises und natürlich eine Kopie des alten Führerscheins. Zum Glück habe ich einen Drucker… sonst wäre das schwer geworden… Also Führerschein und Ausweiß abfotografieren und dann ausdrucken. Immerhin ist das Foto digital… Ich fühle mich weniger wie ein Höhlenmensch… Aber der tote Baum aus dem Drucker, der tut mir schon leid…. Aber wir sind ordentliche Bürger und die Behörden haben ihren Prozess. Und als Kanban-Liebhaber mag ich Prozesse. Ich habe also viel Papier mit Toner verschönert und auf dem Unterschriftblatt einen Krakel gemacht, der meine Unterschrift sein soll. Es fehlt das Foto.
Fotos gehen doch digital, oder?
Ein biometrisches Foto… ok… kein Problem… Also mit dem Smartphone ein Selfie geht wohl leider nicht. Die Behörde möchte auch ein physisches Foto. Und mein Drucker ist jetzt nicht überragend. Aber macht nichts, wir haben in Bargteheide wirklich noch eine Fotografin. Und dort kann man auch kurzfristig biometrische Fotos machen lassen. Das war heute. Ich bin kurz hin, die sehr nette Fotografin hat von mir drei Fotos gemacht. Wir haben das am wenigsten grimmig aussehende genommen, sie hat die Fotos ausgedruckt (zugegeben: auf einem echt guten Fotodrucker) und mir dann in die Hand gedrückt. Eines der Fotos habe ich dann auf dem Unterschriftblatt mit etwas Kleber fixiert. Damit die Behörde es dann gerade einscannen kann. Denn in mein Führerschein wird ja eine verkleinerte Version des Fotos gedruckt.
Und jetzt weg mit dem Antrag?
Alle Dokumente inklusive einem netten Anschreiben (das habe ich dann mal von einer KI schreiben lassen… Digitalisierung und so) sind jetzt in einem schicken B5-Umschlag. Adresse natürlich handgeschrieben, ich traue mich nicht den Umschlag durch den Drucker zu schicken. Die “Briefmarke” ist immerhin die Internetmarke der Post (das waren die mit der Kutsche). Also #PORTO und dann einen Code aus Buchstaben und Ziffern. Ich habe mich sehr modern gefühlt, als ich das mittels Stift auf den Umschlag schreiben durfte. Morgen werfe ich dann alles in einen Briefkasten, der hier schräg gegenüber steht. Dann bin ich gespannt, ob der Antrag auch klappt.
Da war doch sehr viel Digitalisierung im Spiel, oder?
Liebe Behörde… Ein PDF anzubieten hat nichts mit Digitalisierung zu tun. Mich zu zwingen ein physisches Foto erstellen zu lassen und auf ein Formular zu kleben erinnert mich ein wenig an die Bastelstunde in der Grundschule… Warum kann ich nicht alles wirklich digital über eure Homepage einreichen? Ich schicke euch jetzt Papier zu, dass ihr doch eh nur wieder einscannt… Mich wundern die 12 Wochen (!) Bearbeitungszeit keineswegs. Würde ich so bei mir in der Firma Anforderungen an die Entwicklung bearbeiten… ich wäre wohl meinen Job los. Bitte denkt Digitalisierung mal wirklich zu Ende. Und verdammt nochmal… schreibt auf eurer Homepage auch die korrekten Prozesse. Ich möchte nicht wissen, wie oft ihr am Tag angerufen werden, weil ein Bürger oder Bürgerin nicht versteht, was sie jetzt machen soll.
Alles wird gut
Naja… ich bin ja skeptisch, dass das alles funktioniert. Ich habe natürlich um die Übersendung des neuen Führerscheins an das Bürgerbüro in Bargteheide gebeten. Ich habe ja wenig vertrauen, dass das wirklich klappt. Aber ich halte euch auf dem Laufenden.