Warum benutze ich Emacs?

Heute möchte ich ein wenig über Emacs schreiben. Für mich ist Emacs mittlerweile ein sehr wichtiges Werkzeug in meiner persönlichen aber auch beruflichen Organisation geworden. Im folgenden werde ich kurz beschreiben, wie ich als Nichtentwickler Emacs für mein Wissens- und Projektmanagement verwende? Wie nutze ich Emacs im Beruf und Privat?

Aber vielleicht sollten wir zuerst klären: Was ist Emacs?

Was ist eigentlich Emacs?

Ich glaube, auf diese Frage gibt es eigentlich keine wirkliche Antwort. Schaue ich in die Wikipedia, dann wird Emacs als Texteditor definiert. Auch die Homepage des GNU Emacs-Projekt beschreibt Emacs als “freien, erweiterbaren und konfigurierbaren Texteditor und mehr”. Dieses “und mehr” ist der gemeine Teil der Beschreibung. Nach meiner bisherigen Erfahrung mit Emacs würde ich folgende Definition nennen: “Emacs ist eine vielfach verwendbare, anpassbare und freie Plattform mit diversen Textmanipulationsmöglichkeiten sowie Anwendungsprogrammen.” Klingt irgendwie etwas sperrig. Man kann in Emacs Softwareentwicklung durchführen, man kann damit Projektorganisation durchführen, man kann aber auch darin seine RSS-Feeds lesen, Spiele spielen, Musik hören, im Internet surfen,…. und man kann auch Texte darin schreiben. Also bleiben wir vielleicht beim Texteditor… fürs Erste.

Wozu verwende ich Emacs?

Ich bin kein Softwareentwickler. Zwar habe ich früher, also in meinen jungen Jahren, ein wenig Softwareentwicklung gelernt (und damit meine ich Turbo Pascal, etwas C und ganz wenig Assembler), aber ich bin es nicht geworden. Meine Arbeit und auch mein Privatleben besteht zum Großteil daraus, Projekte zu verwalten. Und was gehört dazu? Informationen niederschreiben, Informationen wieder finden, Informationen zu verändert. Also ich muss Wissen managen. Emacs ist das Werkzeug, dass mich dabei unterstützt.

Was nutze ich in Emacs?

Welches Emacs denn?

Jetzt wird es wohl etwas technisch. Ich verwende nicht die Basisversion von GNU Emacs (im folgenden spreche ich von Vanilla). Bei mir läuft auf sämtlichen Computern Doom Emacs (Homepage von Doom). Das ist eine angepasste, vorkonfigurierte Version von Emacs. Ich habe einige Gründe, warum ich Doom und nicht Vanilla Emacs nutze.

  1. Vanilla Emacs sorgt für Schmerzen in meiner linken Hand. Das ist eine gar nicht so untypische Begleiterscheinung, wenn man Emacs verwendet. Die Tastenkombinationen werden über STRG bzw. Alt durchgeführt. Und es gibt sehr, sehr, sehr viele Tastenkombinationen. Ich habe schnell festgestellt, dass ich damit Probleme bekomme. Doom konfiguriert Emacs so um, dass es ein modaler Editor ist. Emacs verhält sich dann ähnlich wie VIM. Ich kann viele Tastenkombinationen durch die Leertaste starten. Ich finde die Tastenkombinationen auch für mich logischer und einfacher. Und mir tut die Hand nicht weh. Also -> Doom

  2. Doom bringt alles wichtige gleich mit Ich muss mich nicht mit der Konfiguration von Emacs zu sehr beschäftigen. Da kann sehr viel Zeit aufgebracht werden, bis Emacs so funktioniert, wie man es gerne haben möchte. Und ich bin kein Softwareentwickler. Die Konfiguration ist in Lisp geschrieben. Der Sprache, in der auch Emacs selbst entwickelt ist. Ich verstehe bedingt den Code. Aber wenn etwas nicht funktioniert, dann bin ich meistens aufgeschmissen.

    Fun Fact: LLMs wie Gemini können bei Problemen mit Emacs so gut wie gar nicht helfen. Fast alle Antworten, die ich von Google Gemini erhalte, sind ausgedacht. Es ist erschreckend schlecht.

  3. Doom sieht gut aus Ja…. es ist ein Texteditor. Aber Doom sieht wirklich gut aus. Da musste ich nicht viel ändern. Außer ein anderes Themes und eine angepasste Schrift, passt es.

Es gibt noch mehr Gründe für Doom Emacs. Aber die drei sind die wesentlichen.

Pakete, Funktionen??? Komm auf den Punkt.

Mein Fundament: Orgmode

Ja… was benutze ich nun. Der wichtigste Grund für mich…. Orgmode. Ganz klar. Der Orgmode ist genial. Ich kann gar nicht sagen, wie viel Spaß es mir macht, ein Meetingprotokoll im Orgmode zu schreiben. Oder z. B. diesen Blogeintrag… ich schreibe das gerade in Emacs im Orgmode. Und exportiere dann den Inhalt in Markdown. Das kann Emacs. Ich kann auch eine Latex- oder PDF-Datei erzeugen. Cool, oder? Ich verwende insbesondere beruflich auch viel die Agenda sowie die TODO-Verwaltung. Orgmode ist wie ein Werkzeugkasten mit wirklich sehr viel und gutem Werkzeug. Ich muss nur für mich selber entscheiden, was ich denn mit dem Werkzeugkasten genau machen möchte.

Notizenverwaltung leicht gemacht: Denote

Denote (Handbuch) ist ein sehr bekanntes Paket von Protesilaos Stavrou (auch bekannt als Prot). Damit kann ich meine Notizen super verwalten. Dieser Blogeintrag ist auch eine Denote-Notiz. Ich mag den Ansatz, dass die gesamte Verwaltung über den Dateinamen in Verbindung des Frontmatter durchgeführt wird. Wirklich geniale Idee. Im Beruf stelle ich immer mehr auf Denote um. Projekte, Meetingmitschriften, normale Notizen verwalte ich nahezu komplett über Denote. Ich kann schnell etwas finden. Es ist einfach und simpel und dennoch mächtig.

D&D-Kampagnen managen: Org-Roam

Jetzt wird es richtig abgefahren. Ich leite aktuell zwei Dungeons and Dragons-Runden. Dafür benötige ich auch viele Notizen. Und die Notizen müssen unter einander verlinkt sein. So gibt es z. B. NPCs, Orte, Ereignisse und Sessions. Wenn also in einer Session zwei NPCs eine Rolle spielen und diese sich an einem Ort befinden, verlinke ich von der Notiz für die Session zu den entsprechenden anderen Notizen. Org-Roam bietet dafür sehr gute Funtionen an. Ich kann auch z. B. in einer Notiz sehen, welche Backlinks es gibt. Also welche anderen Notizen verweisen auf diese Notiz. Mit einem Plugin kann ich dieses Wissensnetz visualisieren. Mir hilft es ungemein, so meine Kampagnen zu verwalten. Wobei… ich aktuell nur eine der beiden Kampagnen über Org-Roam und Emacs verwalte. Die andere läuft weiterhin in meinem Obsidian. Das ist der letzte Anwendungsfall bei mir für Obsidian (aber Obsidian ist auch genial… ich mag Emacs nur lieber).

Was nutze ich sonst?

Nun… eigentlich nur eine Sache… alle Dateien, egal ob Denote oder Org-Roam oder normale Texte sind bei mir alle im Orgmode-Format abgelegt. Es sind also normale Textdateien, die mit Markupinformationen angereichert sind. So kann ich sie mir dann auch auf dem Smartphone zum Beispiel anschauen. Ein normaler Texteditor reicht schon, dann kann ich den Inhalt lesen.

Warum Emacs und nicht Programm X, Y oder Z?

Ich habe schon kurz Obsidian erwähnt. Obsidian ist genial. Und ich habe es längere Zeit genutzt (ca. zwei Jahre). Mir hat in Obsidian eine gute Möglichkeit der Aufgabenverwaltung gefehlt. Und es gibt keinen wirklichen Kalender. Außerdem… Emacs ist schon wirklich nerdig. Es ist total anders als sämtliche anderen Programme. Das hat mich schon immer gereizt. Im Prinzip… der Orgmode war dann das endgültige Argument. Die Möglichkeit Textpassagen einfach ein- oder auzuklappen, ist genial. Todos sind einfach verwaltet. Für mich funktioniert Emacs einfach gut (unter Linux ist es super, Windows ist gut… könnte gerne etwas schneller sein).

Ist Emacs etwas für dich?

Emacs hat eine steile Lernkurve. Und ich werde niemals am Ende der Lernkurve ankommen. Aber ich glaube, Emacs belohnt mich auch. Ich lerne immer wieder eine neue Funktion dazu. Und freue mich über all die Kleinigkeiten, die einfach funktionieren und mir Arbeit abnehmen. Also stell dir vielleicht diese beiden Fragen.

  1. Willst du etwas völlig Neues lernen?
  2. Kannst und willst du dafür einiges an Zeit aufbringen?

Wenn du beide Fragen mit Ja beantwortest… dann schau dir doch Emacs mal an. Prot hat einige gute Videos. Schau dir auch vielleicht ein Video zum Orgmode an. Und dann verspürst du auch den Drang ein Programm kennenzulernen, welches so anders ist.

Auto-generated description: Ein Texteditor mit einem Artikel über die Verwendung von Emacs wird auf einem Bildschirm angezeigt.

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