Wieder bei Arch

Oh je… meine Erfahrungen mit dem neuen Thinkpad sind spannend. Und um es vorwegzunehmen, ich bin wieder bei Arch auf dem Thinkpad.

Aber spulen wir ca. zwei Wochen zurück. Ich hatte Debian installiert. Von den Problemen mit der Kernelpanik hatte ich geschrieben. Über die Live-Umgebung war aber die Installation erfolgreich. Das Gerät lief auch soweit stabil. Aber ich hatte einige Tage später herausgefunden, dass die Wifi-Karte sich per Wifi 7 nur mit 80 MHz mit meiner Fritzbox verbindet. Das bedeutet dann “nur” ca. 800-900 MBit. Jetzt könnte man denken, das ist nicht so schlimm. Aber ich transferiere durchaus ab und zu größere Datenmengen zur und von der NAS. Da wären die vollen knapp 2000 MBit schon nett. Unter Arch hatte ich diese Bandbreite.

Was ist eigentlich in meinem Thinkpad verbaut? Das Gerät selber ist das T14 Gen 5 mit AMD-CPU. Es ist also nicht die aktuelle Generation sondern Anfang 2024 von Lenovo auf den Markt gebracht worden. Die Wifi-Karte ist eine Qualcomm Wifi 7-Karte (lspci spuckt folgendes aus: WCN785x Wi-Fi 7(802.11be) 320MHz 2x2 [FastConnect 7800] (rev 01)). Bei der Bestellung hatte ich die Wahl zwischen dieser oder einer Wifi 6e-Karte. Da meine Fritzbox bereits Wifi 7 unterstützt, wollte ich natürlich im Thinkpad dann auch in den Genuss der neuesten Technik kommen.

Laut meinen Recherchen sollte die Karte auch eigentlich bereits mit dem LTS-Kernel 6.12 unter Debian gut funktionieren. Und in den Backports ist bereits der 6.16.3 enthalten. Noch besser… denn es gab zwischen den Versionen einige Verbesserungen für diese Karte. Aber irgendetwas war wohl noch nicht ganz optimal und daher hatte ich nur 80 MHz (Die Karte kann übrigens sogar 320 MHz, wenn ich es richtig verstanden habe).

Mich hat das ein wenig geärgert und überlegte, was ich machen könnte. Eigenen Kernel kompilieren? Uff! Die Sache aussitzen und warten, bis ein neuerer Kernel in den Backports enthalten ist? Ich bin ungeduldig.

Also habe ich mir Xubuntu heruntergeladen. Ja… quasi Ubuntu… aber ich wollte erstmal nur die Liveumgebung starten und prüfen, wie schnell dort die Wifi-Verbindung ist. Gedacht, getan und siehe da: ich hatte wie unter Arch knapp 2000 MBit. Ok… ich kann mit Ubuntu auch gut leben. Es ist die 25.10… also die Interimversion. Aber bis zum nächsten LTS-Release im April ist es auch nicht so lange hin. Ich fand die Idee gut und installierte also Xubuntu. Fun Fact: Warum Xubuntu bei einer Installation mit aktiver Internetverbindung nicht gleich die aktuellen Pakete installiert, weiß wohl niemand. Denn nach dem Reboot begrüßte mich erstmal der Hinweis, dass 300 Pakete aktualisiert werden können. Unter anderem der Kernel. Also wurden die Updates installiert, der nächste Reboot und ich fing an Programme zu installieren. Und da fing ich schnell an mich zu wundern. Es fing mit sehr langsamen Downloads von Flatpaks aus dem Flathub an. Ja… manchmal sind die Downloads am Abend nicht so schnell. Aber das war schon sehr träge. Und Pakete aus dem Ubuntu-Repository zu installieren war ebenfalls sehr langsam. Irgendetwas stimmte nicht. Ich prüfte meine Wifi-Verbindung….. und ich war nur noch mit dem 2,4 GHz-Netz des Routers verbunden. Mit knapp 250 MBit… Und das in einer Nachbarschaft, in der ca. 20-30 andere Router rumfunken. Da bleibt dann wirklich nichts mehr übrig.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Live-Umgebung war super. Aber die installierte Version war richtig kaputt. Ich fing an zu recherchieren und fand sehr schnell eine Bug-Meldung im Canonical-Bugtracker. Da ging es um Wifi-Verbindungen in Aserbaidschan, aber für mich klang es durchaus nach meinem Problem. Und einer der Entwickler hatte ein neues linux-firmware-Paket bereitgestellt. Ich habe also bei mir das genannte Paket eingespielt, Neustart und zack… volle Leistung auf der Wifi-Karte. Wie in Arch… ich war glücklich. Oder auch nicht… denn in dem Ticket war bereits ein commit, der die Änderung in dem Paket rückgängig gemacht hat.

Am nächsten Tag hatte mein Laptop dann auch ein Update für das linux-firmware-Paket gemeldet und nach der Installation war mein Wifi wieder kaputt.

Als durchaus technisch versierter Mensch dachte ich mir: ok… du installierst dir wieder das etwas ältere Paket. Und du bist ja nett und meldest in dem Ticket per Kommentar deine Beobachtung. Das hilft den Entwicklern bestimmt. Das erste war einfach. Nachdem ich die ältere Version des Pakets installiert und in APT festgepinnt habe (das verhindert, dass Updates für das Paket eingespielt werden), lief meine Wifi-Karte wieder super.

Dann habe ich in dem Ticket meine Beobachtung gemeldet. Das war wohl ein Fehler. Ich wurde am nächsten Tag sehr direkt (ich würde fast schon sagen: unfreundlich) darauf hingewiesen, dass es hier um Wifi-Verbindungen in Aserbaidschan geht. Ich kann einen neuen Bug-Report erstellen, wenn ich meine, dass es notwendig wäre. Boaa… ja… neee…. ich habe dann in dem Bugtracker nach weiteren Meldungen gesucht und einen zweiten Eintrag gefunden. Quasi dasselbe Problem wie ich oder der Reporter in Aserbaidschan. Wir hatten alle drei mit dieser Wifi-Karte Probleme eine Wifi6/7-Verbindung zu unseren Routern aufzubauen.

Ich habe keinen Bug in Launchpad erstellt. Die Erfahrung hat mir gereicht. In Arch muss ich mich vielleicht über ein kaputtes Update ärgern. Aber das ist dann ein Bug, der auch direkt von Upstream (also der Quelle) kommt. Keiner der Arch-Paketmaintainer fummelt da an den Paketen rum, es wird nicht irgendeine alte Version ausgeliefert, die kaputt gebastelt ist. Es läuft einfach stabiler. Und dann noch etwas anders. Liebe Entwickler. Ihr beklagt euch alle, dass ihr soooo ausgebrannt seid und niemand euch helfen will. Wenn dann schon jemand sich so die Mühe macht, eine Regression feststellt und darauf hinweist, reagiert vielleicht freundlicher. Ich wollte hier wirklich helfen und ich hätte gerne mit euch weiter getestet und den Fehler behoben. Und ich glaube, ihr hättet damit mindestens zwei Tickets auf einmal erledigen können. Ich mache diesen Job beruflich. Aber ihr wolltet nicht, dann helfe ich auch nicht. Heult dann aber auch nicht rum, wenn niemand Bugs meldet oder sich beteiligen will.

Ich habe jetzt wieder Arch installiert. Es ist leider die stabilste Distribution, die ich bisher verwendet habe. Debian kommt da nicht ran, Ubuntu nicht, Fedora auch nicht. Vielleicht ist Upstream einfach am besten?

linux ubuntu arch debian